18.08.09

sunset in Istanbul


hmm.

(Kristiine ist ein Riesen-Einkaufszentrum. Im Suchfeld steht erwartungsgemäß etwas im Sinne von "alles, was du suchst". Auf dem button steht "links abbiegen")

die schönen kleinen Irritationen

15.08.09

This ain´t no holiday...

die straße heißt soo

(P.S.: Ich als Scrabblefanatikerin habe mal kurz nachsehen müssen, ob die Buchstabenwerte stimmen. Nun die Extrem-Spezialwissen-Erkenntnis: Im deutschen hat das "O" drei Punkte. Aber hier, bei den vielen Doppelvokalen...)

Dann die Überraschung.....


hiermit rufe ich einen Erklärungswettbewerb aus:
am übernächsten Tag (zur Erinnerung: am Vortag Autodach leer und unauffällig)
bot sich mir beim morgendlichen Hinausschauen obiges Bild.

vor ein paar tagen vor dem fenster



auch ich habe angesichts der blechlawinen und betonwuesten vor meinem fenster oft das bedürfnis nach etwas grün. vielleicht geht es dem autobesitzer ähnlich...
zuerst dachte ich ja, dieser minimale kleinstschrebergarten wäre ergebnis einer einfachen fehlleistung: pflanze kurz abgestellt, dann was anderes gemacht, später einfach dort vergessen.
Insofern wenig überraschend: Am Tag danach war das Auto zwar noch da, die Pflanze aber verschwunden (Vom Besitzer oder Passanten entfernt)

13.08.09

3D ERROR

Stroomi rand, Doppelfahrradständerdoppelbank

1-2-3

"Oh, der leger gekleidete Politiker plant eine geometrisch auffällige Siedlung"
"Oh, die Siedlung gibt es ja schon"
(seit der Sowjetära)

Artion


Montag Abend am Stroomi rand. Gegen 19h knallt die Sonne noch ordentlich rüber, dementsprechend ist der Strand noch gut gefüllt. Ich will mich eigentlich nur kurz hinsetzen, aber bald reißt eine Kleinfamilie meine Aufmerksamkeit auf sich.

Zum ersten Mal fallen sie mir auf, als ich die Mutter mit ihrem ca. zweijährigen Sohn schimpfen höre bzw. sehe, auf russisch. Er sieht aus wie 99% aller kleinen Jungs hier: kurz geschorenes, strohblondes Haar. Abschließend bekommt er einen Klaps auf den Hintern. Sie gehen an mir vorbei zu ihrem Liegeplatz. Die Mutter schimpft fortwährend. "Hinsetzen - sitzen bleiben" höre ich heraus. Auch, daß er Artion heißt, habe ich mittlerweile mitbekommen, da ich den Namen alle 5 Sekunden zu höre bekomme. Ich bin begeistert von diesem Namen und überlege, ihn in meine Kindsnamenliste einzubauen.

Jedenfalls läuft Artion, gleich nachdem ihm geheißen war, sich hinzusetzen und sitzen zu bleiben, fröhlich brabbelnd an mit vorbei in Richtung Wasser. Das Ufer ist lange flach und seicht und von Sandinseln durchbrochen. Auf so einer Erhebung hat Artion sein Plastikspielzeug liegen. Seine Spielstätte liegt wenige Meter vor mir. Ich blicke an ihm vorbei ins Meer hinaus und hake die Artion-Episode schon innerlich ab.

Da schweift mein Blick genau im richtigen Moment zu Artion zurück. Er baut sich mit weit gegrätschten Beinchen über einer kleinen wassergefüllten Mulde auf seiner Insel auf und pinkelt hinein. Dann läuft er aufgeregt zu seiner Mutter. Augenblicke später laufen zwei Mädchen in Richtung Wasser und waschen sich beide in der wirklich sehr kleinen Wassermulde die Hände. Ich verspüre sofort den Drang, aufzuspringen und sie über das fatale Gegenteil von Händewaschen aufzuklären, das sie gerade vollzogen haben. Gleichzeitig stelle ich mir die große Verwirrung vor, ihnen in einer Mischung aus zweifelhafter Gestikulation und englischer Sprache, die sie wahrscheinlich nicht verstehen würden, den Sachverhalt erklären zu wollen, und ich bleibe sitzen.

Es stellt sich heraus, daß die beiden Mädchen Artions Schwestern sind. Wahrscheinlich hatte die Mutter sie zum Händewaschen vor dem Essen geschickt. Nun sehe ich sie wieder in Richtung Wasser laufen, Artion hinterher. die Mutter ruft irgendetwas mit "Bruder, Bruder", doch die Mädchen sprinten ins Wasser und lassen den Bruder am Ufer zurück. Daraufhin hebt Artion seine Ärmchen theatralisch in die Höhe und lamentiert wie ein erwachsener Mann, der über die politischen Verhältnisse klagt. Dabei deutet er in Richtung seiner davonlaufenden Schwestern und zurück zur Mutter. Da er von beiden Seiten auf keine Reaktion stößt, läßt er die Ärmchen wieder sinken, hockt sich hin und schiebt Sand zu einem Häufchen. Nur ich weiß, daß er sich bereits im Vorhinein an seinen Schwestern gerächt hat.

Von da an, völlig fassungslos vor Begeisterung über dieses geniale Kleinkind, warte ich auf weitere Artion-Action. Er hockt noch immer da und bearbeitet den Sand, als eine Oma ihren Enkel, einen strohblonden Jungen in Artions Alter, im Kinderwagen vorbeischiebt. Sie entfernen sich bereits, da springt Artion auf, läuft ihnen hinterher und beginnt eine sich über mehrere Minuten hin ziehende Konversation. Er stützt sich dabei lässig am Kinderwagen ab. Artion´s Mutter wird die Sache zu bunt und sie macht sich zu Artion auf, doch er entfernt sich von selbst vom Kinderwagen. Es fällt ein kurzer Wortwechsel zwischen Oma und Mutter, der die Sache offenbar sehr unangenehm ist. Kaum ist die Oma aus der Hörweite verschwunden, wird wieder geschimpft, ich schnappe "Großmaul" auf. Diesmal gibt es gleich zwei Klapse auf den Hintern.

Die Sonne steht bereits sehr tief und die Kleinfamilie macht sich aufbruchsbereit. Während die Mutter Artion´s Spielzeug einsammelt, hat er wieder Gelegenheit, fremden Leuten nachzulaufen, diesmal ist es ein Vater mit seiner Tochter auf einem Kinderplastikgefährt. Routiniert wird Artion der Situation entrissen und das Aufräumen kann weitergehen. Währenddessen findet Artion eine alte sandige Zahnbürste und wedelt damit breit grinsend vor einer zufälligen Passantin herum. In Ermangelung einer Reaktion geht er zur noch immer jedes einzelne Plastikspielzeug ausspülenden Mutter. Sie sieht die ekelhafte Zahnbürste nicht gleich. Dann entreißt sie diese Artion´s Hand und wirft sie in hohem Bogen davon.

09.08.09

Google könnte ein estnisches Wort sein

Im Hof 3 (Die Vögel)



Sonntag Abend. Ich betrat meinen Hof, wie immer an der Biker-Bar und an den Automechanikern vorbei. In der Luft lag ein unglaublich aufdringliches Vogelgepiepse. Die Verursacher waren zwei Möwen auf einem Dach, sehr effektvoll in Szene gesetzt im Abendrot. Ich beobachtete sie noch von meinem Zimmer aus, das beharrliche Balzen der einen Möwe und die abweisende Haltung der anderen ließen mich nicht mehr los. Damit war aber die momentane Präsenz von Vögeln noch nicht abgeschlossen: eine Taube flog herein und setzte sich ins Fenster. Sie war weder durch meine Nähe noch durchs Blitzlicht zu verjagen. Sie bewegte sich gnädig hinaus, als ich sie mittels Schließen des Fensters hinausschob. Jetzt verharrt sie seit Stunden auf dem Festerbrett. Ich habe sie Jane Eyre getauft. Ja, so viele Zeilen widmet man Vögeln, wenn man ein paar Tage nicht unter Menschen war.

DM

In der Tallinner Altstadt gibt es die "Depeche Mode Baar". Als ich heute vorbeiging, lief gerade "Personal Jesus". Ich recherchierte später, daß sie ausschließlich Depeche Mode spielen.

Fahrscheinkontrolle?


Sonntag Nachmittag. Ich spaziere auf einer der Hauptstraßen Richtung Zentrum. Vor mir taucht ein auf dem Bürgersteig parkender grüner Wagen mit der Aufschrift "Munitsipaalpolitsei" auf. 3 Personen in neongelben Sicherheitswesten steigen aus und platzieren sich am Straßenrand. Sekunden später kommt ein Linienbus angefahren und bleibt abrupt stehen, alle 3 Türen springen krachend auf (das tun sie zwar immer...), die Polizisten stürmen, pro Türe einer, herein. Da die Fahrgäste gelassen darauf reagieren, muß es wohl eine gewöhnliche Fahrscheinkontrolle sein, denke ich im Vorbeigehen. Als ich mich noch einmal umdrehe, haben die Polizisten eine Frau herauschgefischt und der Bus kann weiterfahren.

oder doch.....

sleeping beauties



natürlich sehr gefällig, trotzdem als Motiv unwiederstehlich

first morning

Jetzt endlich DIE GESCHICHTE
Mein erster Morgen: Ich versuchte den Ankommensschock und die erste schlaflose Nacht durch verzweifelt erzwungene Ambitioniertheit in Gestalt eines frühmorgendlichen Aufbruchs Richtung Atelier niederzukämpfen. Die Ambition schlug sich auch in der sich schon etwas erfolglos entwickelnden Suche nach einer Abkürzung des bekannten Weges nieder, als ein sintflutartiger Wolkenbruch mich jäh auf den Boden der Realität und in die nur kurz unterbrochene Verzweiflung zurückkatapultierte. Schnell und ohne andere Alternative flüchtete ich unter das Vordach einer Werkstätte die voll mit Baustoffen, Zementsäcken, Farbkübeln etc und mit den zugehörigen Mitarbeitern bevölkert war. Sie liefen geschäftig - nur durch mein im Weg stehen gehindert - herum um die vom Wassereinbruch gefährdeten Säcke und Kübel zu bergen. Dabei stürzten Fliesen von einem Präsentationsgestell und kippten einen Riesenbehälte mit hautfarbener Dispersionsfarbe über die Strasse. In Windeseile entstand ein weitläufiger, mehrere Fahrspuren einnehmender, großblasiger See. Ich, leicht verzweifelt, nicht wissend wo ich eigentlich war und vom Regen in einer höchst bizarren Situation festgehalten, umgeben von etwa 10 Männern, stand unendlich sinnlos und störend dazwischen. Plötzlich schob mir einer der Hausherren einen Rollsessel herbei, legte ein saubers Tuch darauf und bat mich höflich Platz zu nehmen. (Ich hätte fast angefangen zu weinen) Für Türkeikenner keine Überraschung: bekam ich nach kurzem Untertauchen des Herren eine Tasse Tee serviert. uiuiuiuiui. wie kann ma sich nur so richtig benehmen?
Als er sich eine Zigarette anzündete wurde ich selbstverständlich höflich und bestimmt eingeladen doch bitte eine mitzurauchen. Nach einiger Zeit hörte es - man hatte es sich nicht vorstellen können - zu regnen auf, mir wurde die weitere Route zu meinem Ziel erklärt und ich verabschiedete mich so gut ich konnte.

Im Hof 2 (oder: noch mehr Kugeln)

Sonntag Vormittag. Ich stehe am Fenster, betrachte einen aufgerissenen Müllsack und sinniere darüber, welches wilde Tier den so zugerichtet hat. Mein Blick schweift zu einem Auto, die Tür ist offen, drinnen sitzt ein Typ und betrachtet etwas, das er sich vor die Nase hält. Er ist ein Spätjugendlicher mit teilrasierten Haaren und schwarzer Lederhose, seitlich geschnürt. Dann sehe ich einen Schwarm kleiner Seifenblasen aus dem Auto schweben.

die türkische antwort auf die bräute


07.08.09

Tarkowskistraße

Mitten in einer sterilen Geschäftsgegend, am Rottermanni-Platz in Tallinn, wurde ein Feinkostmarkt eigerichtet, von den ansässigen Firmen initiiert, um die Gegend zu beleben. Dort befindet sich auch einer von zwei Tallinner Drehorten des Films "Stalker" von Andrei Tarkowski. Es gab einmal die Initiative, die betroffene Straße nach Tarkowski zu benennen, dies wurde aber von der Stadtverwaltung abgelehnt. Ein Straßenschild wurde dennoch angebracht und nicht mehr entfernt.

In der Altstadt

An meinem zweiten Tag in Tallinn durfte ich mich einer Führung durch die Altstadt anschließen, die für das Jugend - Philharmonieorchester aus Tübingen organisiert wurde. Die Altstadt liegt auf einem Hügel. Wir hielten vor einer schmalen Gasse mit einer Stiege. Das war früher mal, so die Erklärung unserer Stadtführerin, die einzige Verbindung zwischen der oberen und der unteren Stadt. Am Abend wurde das Tor geschlossen, dann gab es kein ein und aus mehr. Die Dame betonte: Wer die obere Stadt nicht rechtzeitig verließ, der war dort oben über Nacht gefangen. Daraufhin eine Stimme hinter mir: "Torschlußpanik".

In der Maschine

Auf dem Weg nach Tallinn mußte ich in Riga umsteigen. Der Bus setzte uns vor einem Mini-Propellerflugzeug ab, man betrat es über eine vierstufige ausgeklappte Treppe. Nachdem das Flugzeug eine Weile stillgestanden hatte, gab es eine Durchsage des Piloten: Er bedaure sehr die Verzögerung, aber man warte noch auf einen Techniker, der ein Dokument unterschreiben müsse. Ohne dieser Unterschrift könne man nicht abfliegen. Zur angenehmen Durchlüftung seien alle Ausgänge geöffnet. ich saß weit vorne und konnte dem Ein- und Ausgehen der Flugbegleiter zusehen, anfangs noch mit dem freundlichen Lächeln im Gesicht, dann schon genervt augenrollend. Noch 1-2 mal machte der Pilot seine bedauernde und entschuldigende Durchsage. Die Durchlüftung war tatsächlich angenehm. Irgendwann kam ein gut gelaunt wirkender Mann in Techniker-Aufmachung herein, blätterte in aller Ruhe in einem dicken Ordner herum, unterhielt sich scherzend mit einem anderen Techniker und setzte schließlich seine Unterschrift. Man vergaß einfach kurz, in welchem Fortbewegungsmittel man sich da befand.

Im Hof

Ich wohne in einer ehemaligen Spielzeugfabrik. Vor meinem Fenster ist ein großer Hof bzw. Parkplatz, diesen teilen sich noch eine Autowerkstatt, ein Biker-Pub und, wie ich vermute, ein Jugendclub. Jeden Morgen werde ich entweder von einer Autoalarmanlage oder von einem Auto-Soundsystem geweckt.
Vor wenigen Minuten hörte ich draußen knarrende Motorengeräusche und ein aufgeregtes Frauengejohle. Ich sah raus und dachte - wunderbar, schon wieder so ein Spezialerlebnis: Ein hellblaues altes russisches Auto raste auf dem Parkplatz herum, auf dem Dach saß eine junge Frau im eleganten Outfit. Leider traute ich mich nicht hinauszublitzen. Das Auto verschwand kurz von der Bildfläche und raste dann ohne Frau am Dach Richtung Ausfahrt, die Frau stöckelte hinterher.

Ich bin der Braut-Stalker

3 Minuten zuvor stand ich da noch selber.
Engelsflügerl!

Beide Bräute habe ich jeweils am Anfang und am Ende eines Strandspaziergangs aufgegabelt. Im Nachhinein dachte ich mir: Okay, heute ist der 7., Glückszahl. Dann auch noch: 07.08.09.
ui es gibt uns!
heute schon eine unendlich blogwuerdige und nur deshalb nicht zu traenen ruehrende geschichte erlebt. fotografieren war angesichts der extremheit der lage unmoeglich.
muss mit dir chatten über den richtigen umgang mit dem anekdotischen (in der kunst etc)

mein unverschämt großes übergangszimmer

06.08.09

Russalka


Stroomi rand


Die estnische Sprache weist deutsche Einflüsse auf. Ich will hoffen, daß das Wort "rand" sich von einer lakonischen Reduzierung von "Strand" ableitet.

ausgesperrt




TALLINN